- Valestoria Fäh Care

Seniorinnen und Senioren möchten ihre Freiheit bewahren, Entscheidungen selbst treffen und nicht bevormundet werden. Für Angehörige klingt das vertraut und selbstverständlich – und doch wird dieser Wunsch im Alltag oft zum Prüfstein.

Dort, wo Fürsorge und Verantwortung auf den Wunsch nach Eigenständigkeit treffen, entstehen Spannungen. Kinder und nahe Angehörige wollen schützen, begleiten und Sicherheit geben. Ältere Menschen nehmen diese Fürsorge häufig als Einschränkung wahr. Ein gut gemeinter Rat kann dann wie Bevormundung wirken.

Viele pflegende Angehörige kennen das: Sie leisten nicht nur körperliche Pflege, sondern auch Betreuung, Begleitung und Unterstützung im Alltag. Einmal getroffene Entscheidungen – sei es zur Wohnsituation, zu Betreuungsleistungen oder zu alltäglichen Fragen – müssen immer wieder neu begründet werden. Seniorinnen und Senioren stellen diese Entscheidungen erneut infrage, manchmal Tag für Tag. Angehörige geraten in die Rolle, permanent zu rechtfertigen, abzuwehren und zu überzeugen. Mit der Zeit kostet dies nicht nur Kraft, sondern auch Vertrauen und Nähe.

Besonders schwer ist es, wenn Seniorinnen und Senioren die Einsicht verweigern. Alte familiäre Muster wirken fort: Was das eigene Kind sagt, wird leichter abgetan. Die Argumente verlieren an Gewicht, auch wenn sie noch so sachlich und vernünftig sind. Erst wenn aussenstehende Fachpersonen hinzukommen, verändert sich oft etwas. Pflegefachkräfte oder Palliativ-Expertinnen und -Experten bringen Erfahrung, Wissen und Distanz mit. Sie können Perspektiven aufzeigen, ohne dass alte Rollenbilder stören. Häufig ist es dieser Blick von aussen, der einen echten Dialog ermöglicht.

So sehr pflegende Angehörige sich bemühen: Ohne Entlastung und Unterstützung von aussen geraten sie schnell an ihre Grenzen. Sie wollen das Beste für ihre Liebsten – und verlieren dabei manchmal die eigene Kraft und Selbstbestimmung. Dieses Dilemma kennen viele Familien, über das aber selten gesprochen wird.

Selbstbestimmung und Fürsorge müssen kein Widerspruch sein. Es braucht ehrliche Gespräche, klare Absprachen – und Menschen, die Brücken bauen können. Fachpersonen, die beide Seiten sehen, Verständnis schaffen und helfen, eine Balance zu finden, sind dabei von grosser Bedeutung.

Nur so können Seniorinnen und Senioren in Würde leben – und Angehörige ihre Rolle tragen, ohne sich selbst zu verlieren.